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Der Podcast zu sozialen Themen der Caritas in NRW

#100 caritalks - Sexualität im Altenheim: „Kommunikation und offener Austausch im Team ist alles!“

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100 caritalks - Sexualität im Altenheim: „Kommunikation und offener Austausch im Team ist alles!“

Friederike Börner, Präventionsbeauftragte bei der Malteser Wohnen & Pflegen gGmbH berichtet was ihr bei ihren Schulungen für Pflegende zum Thema Sexualität im Alter wichtig ist und wie sie sie für Übergriffe sensibilisiert.

„Intimität und Zweisamkeit ist auch in Altenheimen möglich“, weiß Friederike Börner. Sie ist Präventionsbeauftragte und Dozentin für das Thema ´“sexualisierte Gewalt“ im Netzwerk der Malteser Altenhilfe. Im caritalks-Podcast erzählt sie, wie Altenheime ganz praktische Lösungen finden, damit Menschen, Nähe und Zärtlichkeit leben können.

Aus ihrer Schulungstätigkeit für das gesamte Netzwerk der Malteser Altenhilfe weiß sie, wie schambehaftet dieses Thema ist, „weil unsere Erziehung und Sozialisation es oft schwierig machen, über das Thema Sexualität zu sprechen. Besonders bei der Kriegsgeneration ist das weit verbreitet. Es fehlt einfach die Sprache. Aber auch bei Pflegekräften und im sozialen Dienst wird dieses Thema wegen seiner Intimität manchmal nur sehr stiefmütterlich behandelt.“

Dabei haben Menschen – auch im Altenheim – ein Recht darauf, ihre Sexualität auszuleben, sagt Friederike Börner. „Manchmal kommt es vor, dass gerade Demenzkranke ein gesteigertes Sexualverhalten haben.“ Hier sollten Altenheime den Bedürfnissen nach Zärtlichkeiten und intimen Berührungen Raum geben. Sexuelle Selbstbestimmung kennt keine Altersgrenze und hört auch mit einer Demenz nicht auf.

Eine offene Kommunikation, sagt die XX-jährige, sei eine der wichtigsten Voraussetzungen, um mit dem Thema Sexualität überhaupt umzugehen, auch im beruflichen Kontext. „Erst wenn Pflegekräfte ihre Scham bei diesem Thema verlieren, wird es sprachfähig. Dann können wir in der Pflege erkennen, was Bewohner wirklich brauchen.“ Dabei sollte das ganze System „Pflege“ mitgenommen und eingebunden werden, wie Angehörige und gesetzliche Betreuer.

Mit Schulungen und Treffen bereitet sie Hausleitungen und Pflegende auf das Thema Grenzverletzungen und Übergriffe vor.

Friederike Börner (Alter) ist ausgebildete Erzieherin und hat Kriminologie studiert. Seit über zehn Jahren beschäftigt sie sich mit sexualisierter Gewalt, unter anderem ehrenamtlich für den Weißen Ring. Zu den Maltesern kam sie, weil sie die Pionierarbeit als Präventionsbeauftragte reizte. In sechsstündigen Schulungen bereitet sie Pflegekräfte auf das Thema vor und sensibilisiert sie für Übergriffe. Zum Netzwerk gehören bundesweit 33 Seniorenheimen, zwei ambulante Pflegedienste und zwei Hospizdienste. Börner ist seit zweieinhalb Jahren als Präventionsbeauftragte bei der Malteser Wohnen & Pflegen gGmbH tätig.

Hören Sie zum Thema auch die caritalks Episode 101 „Liebe und Sex im Altenheim“. Ein Gespräch mit Anna Direktor und Susanne Sponsel vom St. Ludgeri-Stift in Essen-Werden. Die beiden Pflege-Praktikerinnen sprechen zu Nähe, Zärtlichkeit und Sexualität bei Bewohnerinnen und Bewohnern. Die Episode erscheint Anfang April 2025.

Die Podcast-Episode entstand als Beitrag zur Ausgabe 2/2025 der Zeitschrift Caritas in NRW „Sozialeinrichtungen und der Umgang mit Sexualität“. Das Heft ist ab Anfang April zu beziehen.


Kommentare

by caritalks - Christoph Grätz on
Danke für Ihren Kommentar. Umso wichtiger ist es, dass das Thema Sexualität, auch mit seinen negativen Aspekten, wie zB. Übergriffen eben nicht mehr tabuisiert sondern angesprochen wird. Es ist immer ratsam bei sexuellen Übergriffen direkt das Gespräch mit den Verantwortlichen der Einrichtung zu suchen. Falls dies nicht ausreicht gibt es die Möglichkeit eine Beschwerde bei den ausgewiesenen Stellen (benannt z.B. im Heimvertrag) einzureichen. Die Heime haben Schutzkonzepte entwickelt oder übernommen. In der Regel wird jeder Einzelfall im Team besprochen und Interventionen eingeleitet, um die Betroffenen zu schützen. Die räumliche Trennung ist eine Interventionsmöglichkeit, das Miteinbeziehen der behandelnden Ärzte ist üblich. In Präventionsschulungen werden die Mitarbeitenden in Altenhilfe-Einrichtungen für das Thema sensibilisiert und sprachfähig gemacht, denn jeder sexuelle Übergriff ist eine Verletzung der persönlichen Integrität eines Menschen.
by Dirk R. Schuchardt on
Nur blöd, wenn die alten Männer (krankheitsbedingt) ihre Finger nicht bei sich behalten können und Mitbewohnerinnen unsittlich berühren. Wer als Frau solche Erfahrungen als Teenager oder junge Frau machen musste, verfällt möglicherweise in ein Déjà-vu. Wenn die Täter dann nicht von ihren Opfern räumlich getrennt werden (sprich aus der Einrichtung oder zumindest von der Etage entfernt werden), bleibt die Belastung für die Bewohnerinnen bestehen. 😞

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